Edles Geschirr aus Sachsendorf

Der grün glasierte Becher mit Löwenmasken und Beerenknuppen wurde im Jahr 1987 bei Grabungen im Nordturm der ehemaligen Burg Sachsendorf in der Nähe von Eggenburg geborgen. Becher dieser Art kamen in adeligen Haushalten des Spätmittelalters als feines Tafelgeschirr auf den Tisch. Der Sachsendorfer „Prunkbecher“ wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts von einem böhmischen Töpferer hergestellt, Löwenmasken ähnlicher Form finden sich im Übrigen auch in der zeitgleichen Glaskunst.

Pressematerial, © Peter Ableidinger, Archiv Krahuletz-Museum

Steinzeit-Schmuck

Die aus Muscheln (Spondylus) geschnittenen Anhänger und Perlen eines steinzeitlichen Schmuckensembles wurden im Jahr 1939 von der damaligen Museumskustodin Angela Stifft-Gottlieb aus einem Grab geborgen, das bei Arbeiten in einer Sandgrube im Gemeindegebiet von Meiseldorf angeschnitten wurde. Unter den Beigaben fanden sich weiters Gefäße, die die Bestattung in die frühe Jungsteinzeit, in den bandkeramischen Kulturkreis, datieren – der reiche Schmuck des Bestatteten belegt Handelsverbindungen in den Mittelmeerraum des 6. vorchristlichen Jahrtausends.

Pressematerial, © Ernst Weingartner

Genoveva hinterm Glas

Dieses seltene Motiv der Hinterglasmalerei zeigt Genoveva von Brabant – eine nie kanonisierte „Heilige“ – vor ihrer Höhle sitzend, in die sie sich auf der Flucht vor den ungerechtfertigten Beschuldigungen des Statthalters ihres Gemahls zurückgezogen haben soll; dieser wollte sie aus Rache für eine Zurückweisung wegen vermeintlichen Ehebruches hinrichten lassen. An ihrer Seite finden sich ihr Sohn und eine Hirschkuh, die die beiden auf Geheiß der Muttergottes genährt haben soll. Von links nähert sich ihr Gemahl, der Pfalzgraf Siegfried, in der Begleitung von zwei Hornisten. Das Bild entstand um 1800 in einer oberschlesischen Werkstätte.

Pressematerial, © Peter Ableidinger, Archiv Krahuletz-Museum

Unter die Haube gekommen

Die Haubensammlung des Krahuletz-Museums beherbergt neben Glanzstücken wie den Goldenen Gupfhauben der reichen Eggenburger Bürgerinnen oder der im oberösterreichischen Raum verbreiteten Linzer Goldhaube auch schlichtere Kopfbedeckungen wie die Waldviertler Brettlhauben oder die schwarzen Radhauben der Raabser und Retzer Frauentracht. Je nach Ausgestaltung stecken bis zu 300 Arbeitsstunden in dem filigranen Gewebe dieser Hauben; dies und die teilweise kostbaren Ausgangmaterialien machten sie zu Wertgegenständen im Gegenwert von 2 bis 3 Kühen oder Pferden.

Pressematerial, © Peter Ableidinger, Archiv Krahuletz-Museum

Traumstadt – Stadt im Traume

Die „Stadt im Traume“ war eine Vision des Wiener Advokaten und Freimaurers Leopold Paur (geboren 1735). Den Plan für seine sozial egalitäre Stadt veröffentlichte Paur im Jahr 1784 und orientierte sich dabei sowohl an realen Stadtplanungen wie Palmanova (Italien) als auch an Utopien wie jener des Renaissance-Humanisten Thomas Morus. Seine zwischen Altenburg und Horn geplante Stadt war als kreisförmige, von einem sternförmigen Straßennetz durchschnittene Anlage aus 856 Einheithäusern gedacht, in jedem Viertel sollte zudem ein „Tempel“ nach dem Vorbild der Wiener Karlskirche entstehen. Letztlich blieb die „Stadt im Traume“ eine fiktive Traumstadt, eine Finanzierung durch den Vertrieb eines Siphylis-Mittels wurde nie umgesetzt.

Pressematerial, © Ernst Weingartner

Die Hyäne aus der Teufelslucke

Der eiszeitliche Fundplatz der Teufelslucke von Roggendorf war der lokalen Bevölkerung schon vor Lebzeiten der Forscher Johann Krahuletz und Josef Höbarth bekannt. Den beiden genannten Forschern gebührt das Verdienst den Fundplatz erstmals systematisch erfasst und der Wissenschaft bekannt gemacht zu haben. Die Hyänenfunde aus der Teufelslucke – hier in einer Rekonstruktion im Krahuletz-Saal – datieren in einen Zeitraum rund 40.000 Jahre vor heute. Die Hyänen der Teufelslucke haben im Übrigen nicht nur ihre Knochen und jene ihrer Beutetiere hinterlassen, sondern auch ihre Koprolithen – ihre versteinerten Kotkugeln.

Pressematerial, © Peter Ableidinger, Archiv Krahuletz-Museum

Was das Glas zum Strahlen bringt

In der Regel genügen Quarzsand und ein Flusssmittel wie Pottasche oder Soda für die Herstellung von einfachem Waldglas. Wenn man dem Glas aber Farbe verleihen wollte, griff man bereits in der Antike und im Mittelalter auf Metalloxide zurück. Mit Hilfe von Kupfer erzielte man Blau-, Grün- und ledrige Rottöne, Kobalt wurde für Blau, Gold für Rot und Eisen oder Chrom für Grün herangezogen. Für das leuchtende Grün eines Biedermeierglases aus dem Krahuletz-Museum war allerdings ein Rohstoff notwendig, der heutigen Produktionsauflagen kaum genügen würde: Das zu seiner Zeit moderne „Annagrün“ wurde durch die Beigabe von radioaktivem Uran erzielt.

Pressematerial, © Peter Ableidinger, Archiv Krahuletz-Museum

Uhrturmläuten

Wenn die Turmuhr des Krahuletz-Museums zu schlagen beginnt, vibrieren alle Vitrinen im Haus – der Grund: die Uhr befindet sich nicht mehr im Turm des Museums, sondern bildet einen prominenten Bestandteil der umfangreichen Uhrsammlung. Die Uhr wurde um das Jahr 1900 von der Wiener Uhrenfabrik „Ing. Emil Schauer“ konstruiert, eine der ältesten Turmuhrfabriken der österreichischen Monarchie. Auf die Firma Schauer geht im Übrigen auch der Entwurf der im vorigen Jahrhundert stadtbildprägenden Wiener Würfeluhren zurück.

Pressematerial, © Peter Ableidinger, Archiv Krahuletz-Museum

Was sich die Fassbinder auf die Fahne schreiben

Die mit Hilfe einer Spende (Johann Leidenfrost) restaurierte Zunftfahne der Eggenburger Fassbinder aus dem Jahr 1770 zeigt uns zwei für Weinanbau und Holzhandwerk zuständige Heilige: auf der Vorderseite sehen wir den Heiligen Urbanus – allerdings nicht nach seiner Heiligenbiographie als Papst dargestellt, sondern mit bischöflicher Mitra. Es könnte sich daher statt um Urban I., den heiligen Papst des 3. Jahrhunderts, um seinen Namensvetter Urban von Langres handeln, einen Bischof des 4. Jahrhunderts, der als der usprüngliche Patron von Winzern und Küfern gilt. Auf der Rückseite findet sich einer der 14. Nothelfer, der Heilige Ägidius: eingedenk der Auftraggeber ist dieser nicht nur mit Hirschkuh, sondern auch mit Weinstock dargestellt. Und was schreiben die Fassbinder sich auf die Fahne? S. Urbanus, ora pro nobis, S. Egidius, ora pro nobis…

Pressematerial, © Peter Ableidinger, Archiv Krahuletz-Museum

Krahuletz lässts krachen

Die Familie Krahuletz war eine Familie von Büchsenmachern: Der Vater Georg ließ sich im Jahr 1836 als Büchsenmacher in Eggenburg nieder, sein Sohn Johann absolvierte ebenfalls eine Büchsenmacherlehre, wenn er diesen Beruf auch niemals ausübte. Im Bestand des Krahuletz-Museum befinden sich noch einige Jagdgewehre aus der Werkstatt des Vaters, unter anderem dieses Jagdgewehr aus dem Jahr 1840 mit der Gravur „Krahuletz in Eggenburg“. Die Geschäftsgrundlage des Büchsenmachers Georg Krahuletz brach im Revolutionsjahr 1848 zusammen, als massive Einschränkungen in Bezug auf den privaten Waffenbesitz in Kraft traten. In Folge sollte Georg Krahuletz nach Möglichkeiten für einen Zuverdienst für sich und seine Söhne suchen – die daraus resultierende Bekanntschaft mit dem Sammler Candid Ponz von Engelhofen bedeutet eine Weichenstellung für den jungen Johann.

Pressematerial, © Ernst Weingartner